Helge Müller setzt auf Aktien, deren Kurse kaum oder gar nicht gefallen sind.
Helge Müller setzt auf Aktien, deren Kurse kaum oder gar nicht gefallen sind. (Stevan Bukvic)
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«17 Prozent Gewinn? Das ist zu wenig»

Die Corona-Krise eröffnet an der Börse gute Chancen – sofern man keine vermeidbaren Fehler macht. Helge Müller von Genève Invest erklärt, auf welche Titel er setzt.

Interview: Mark van Huisseling

Herr Müller, Sie haben vor den Abstürzen an den Märkten «recht stark Aktien verkauft», erzählten Sie in unserem letzten Gespräch. Sind Sie in der Zwischenzeit wieder eingestiegen, haben also Geld Ihrer Kunden neu investiert?

Wie ich weiter gesagt habe: Einen guten Zeitpunkt für den Ausstieg zu finden, ist das eine. Das andere ist, zur richtigen Zeit wieder einzusteigen … Nachdem die wichtigen Börsen cirka 30 Prozent runtergegangen sind, haben wir klein angefangen zu kaufen. Seither hat ein starker Rebound (Wiederanstieg) stattgefunden, der Nasdaq-100-Index etwa, in dem viele Technologieaktien zusammengefasst sind, liegt bloss noch rund 15 Prozent im Minus. Ein erstes Chancenfenster ist also bereits zugegangen.

Man sagt, gutes Timing sei etwas vom Schwierigsten beim Anlegen.

Den Tiefpunkt für den Einstieg zu treffen, ist tatsächlich anspruchsvoll. Ich darf sagen, wir haben den Finger am Abzug, und manchmal treffen wir. Wir verfolgen beispielsweise die Aktien des Flugzeugherstellers Boeing seit einiger Zeit; das Unternehmen hatte schon vor der durch das Coronavirus ausgelösten Krise Probleme, die Beteiligungspapiere verloren rund 75 Prozent des Werts. Jüngst verdoppelte sich ihr Kurs aber innerhalb von vier Handelstagen.

«In Krisenzeiten kann ich mehr rausholen für meine Kunden.»

Die Kernkompetenz Ihrer Vermögensverwaltung sind Anlagen in festverzinsliche Wertpapiere, Anleihen also. Welche Titel in dieser Kategorie bieten aktuell gute Gelegenheiten?

Eine kleine Anekdote beschreibt die Lage am treffendsten: Vor wenigen Wochen lag der Kurs der 7,25-Prozent-Anleihe in Euro von Etrion, einer japanischen Firma, die Solarkraftwerke besitzt und betreibt, bei 103 Prozent, was einer Rendite von 4 Prozent entsprach. Wir wollten die Anleihe, die noch bis 2021 läuft, zu diesem Preis kaufen, kamen aber nicht zum Zug. Inzwischen ist der Kurs gefallen, obwohl das Coronavirus null Auswirkung auf das Geschäftsmodell des Stromerzeugers hat, der Titel wurde uns für rund 90 Euro angeboten.

Und, haben Sie zugegriffen?

Nein, weil uns die Rendite zu gering ist.

Wie bitte? Das sind über 17 Prozent in einem Jahr, basierend auf dem Zins plus dem anzunehmendem Kursgewinn?

Eben, und das ist zu wenig. Worauf ich hinauswill: In Krisenzeiten, wie wir sie im Augenblick erleben, kann ich mehr rausholen für meine Kunden. Und zwar mit sehr überschaubarem Risiko. Ganz einfach indem ich nicht in bloss noch kurze Zeit laufende Anleihen investiere, sondern in sogenannte Langläufer.

Können Sie ein Beispiel geben?

Nehmen wir die 6,5-Prozent-Anleihe von Dell, dem Computer- und Speicherhersteller. Dieser Bond, der bis 2038 läuft, wird im Moment (Stand 27.3.) zu ungefähr 87 Dollar gehandelt. Das heisst, man kann damit 18 Jahre lang jährlich 7,5 Prozent Rendite erzielen plus einen allfälligen Kursgewinn. Und dieser kann deutlich über 15 Prozent liegen, da der Kurs einer solchen Anleihe während der Laufzeit höher steigen kann als auf 100.

Es könnte aber auch in die andere Richtung gehen – nämlich wenn es zu einer Inflation kommt und die Zinsen steigen.

Unternehmensanleihen im sogenannten High-Yield (Hochzins)-Bereich reagieren erfahrungsgemäss eher unsensibel auf allfällige Zinserhöhungen. Weil ihr Verzinsung auch dann noch auf einem attraktiven Niveau liegt.

Welcher ist der grösste Fehler, den Anleger in Krisenzeiten machen?

Das ist in meinen Augen die Reflexreaktion, auf Werte zu setzen, die einen scheinbar sicher dünken. Wie im vorherigen Beispiel gezeigt: Man gibt der Anleihe, die nur ein Jahr läuft, den Vorzug gegenüber einer, die noch 18 Jahre läuft. Weil in einem Jahr nicht viel schiefgehen kann … Das stimmt aber nicht, die Corona-Krise zeigt, dass in wenigen Wochen eine Lage entstehen kann, an die zuvor niemand dachte. Doch die gute Nachricht ist: Die meisten Grossunternehmen, von denen wir hier sprechen, sind auf Krisen vorbereitet und können solche überstehen.

Helge Müller, Mitinhaber und CIO von Genève Invest, über kalkulierte Risiken beim Anlegen.

Was uns zu einem Ansatz bringt, der auch bei Aktien vielversprechend tönt: Werte kaufen, die besonders stark gefallen sind, und auf deren Erholung warten. Einverstanden?

Nicht unbedingt. Man muss unterscheiden, ob man es mit einem Fall zu tun hat, in dem ein gutes Unternehmen übermässig abgestraft wurde, oder mit dem «Dead Cat Bouncing»-Szenario …

… bei dem eine beliebige Aktie sich nach einem Absturz wieder ein wenig erholt.

Das Bild beschreibt eine tote Katze, die von einem Balkon gefallen ist und nach dem Aufschlag noch mal ein paar Zentimeter vom Boden abhebt. Sie ist aber immer noch tot und wird darum liegen bleiben. Als Anleger muss ich rausfinden, ob ein Unternehmen, dessen Aktie abgestürzt ist, die Krise meistern und wieder gute Geschäfte machen wird, sobald man zum Business as usual zurückkehrt.

Das ist nicht einfach.

Richtig. Deshalb wählen wir, statt auf mögliche Schnäppchen zu setzen, einen anderen Ansatz: Wir konzentrieren uns auf Aktien, deren Kurse kaum oder gar nicht gefallen sind. Denn dabei handelt es sich um Firmen mit einem soliden und konjunkturresistenten Geschäftsmodell.

«Eine Firma, deren Aktie jetzt nicht plattgewalzt wurde, muss ein starkes Geschäftsmodell haben.»

Was sind das für Unternehmen?

MSCI, die Firma, die die Aktienindizes herausgibt, zum Beispiel. Ich sage immer, kein Index steigt stärker als der Kurs von MSCI, er liegt zurzeit 5 Prozent höher als im Januar. Oder Amazon, der Versandhändler, ein klarer Gewinner der derzeitigen Lage, weil viele Leute zum ersten Mal etwas über das Internet bestellen und vielleicht ihr Leben lang Kunden der Firma bleiben. Oder Walmart, der grösste Einzelhändler der Welt, der gegenwärtig zwar billiger ist als Anfang Jahr. Sowie verschiedene Pharmafirmen.

Wie kommen Sie darauf, dass Firmen, deren Aktien nicht gefallen sind, mehr Kurspotenzial haben als Titel, die 30, 40 oder 50 Prozent unter ihren Höchstpreisen liegen?

Wie gesagt, eine Firma, deren Aktie in den vergangenen Wochen nicht plattgewalzt wurde, muss ein starkes Geschäftsmodell haben. Und kann deshalb auch in Zukunft noch weit nach oben gehen. Das haben wir etwa nach der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/9 gesehen: Die Aktien von Apple beispielsweise sind damals kaum gesunken. In den darauffolgenden Jahren hat sich der Apple-Kurs dann vervielfacht und die meisten Aktien, die in der Krise stark verloren haben, entwicklungsmässig hinter sich gelassen.

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Dieser Beitrag wurde durch Commercial Publishing von Tamedia für unseren Kunden Genève Invest erstellt.

Genève Invest hat sich in der Aktienselektion auf das «Value-Investing» spezialisiert. Dieses Anlagekonzept geht auf Investmentlegende Benjamin Graham zurück. Die Grundidee ist einfach: Unternehmen haben einen inneren Wert, den man anhand einer Reihe von Unternehmensdaten relativ genau bestimmen kann.

Der Börsenwert des Unternehmens kann jedoch durch Überreaktionen, die sich zyklisch wiederholen, erheblich vom inneren Wert abweichen. Langfristig gleichen sich Börsenwert und innerer Wert jedoch immer wieder an.

Dies machen wir uns als klassische Value-Investoren zunutze und investieren gezielt in unterbewertete Aktien mit Aufholpotenzial. Zusätzlich zu ihrer günstigen Bewertung verfügen die Unternehmen, die uns besonders interessieren, über weitere Eigenschaften, die den Aktienkurs zwar nicht resistent gegen Rückschläge machen, zumindest aber eine Absicherung bieten.