Outside Paradeplatz

Auf der Suche nach der faulen Sau

Denken ist anstrengend, sagt ein Hirnforscher. Was Anleger daraus lernen können.

Von Mark van Huisseling

Fragt man Anleger, worauf ihre Entscheide fussen, bekommt man ungefähr folgende Antworten: «Ich kann das Unternehmen/die Branche/die Region et cetera, in das/die ich investiere, beurteilen.»

Oder der Zeitpunkt sei gerade gut, wegen der Makrolage – Zinsen, Konjunktur – respektive Mikrolage – die Firma habe tolle Produkte kurz vor der Marktreife, kaufe bald eigene Aktien zurück et cetera.

Was man selten hört: «Ich kaufe einfach irgendwas.»

Mit anderen Worten: Anleger stützen ihre Entscheide fundamental ab – angeblich. Oder auf Timing-Überlegungen. Jedenfalls seien die Gründe stringent, laufe der Auswahlprozess rational ab.

Was man dagegen selten hört: «Ich kaufe einfach irgendwas.» Weil mir die Firma sympathisch ist. Oder mein Kumpel, der vielleicht Bescheid weiss, gekauft hat … Also emotionalen Merkmalen folgend.

Logisch tönt letztere Anlagestrategie nicht besonders kenntnisreich. Und gibt wohl kaum das Bild ab, das Investoren von sich haben. Doch sie entspricht mehrheitlich recht genau der Wirklichkeit. Sagt Hans-Georg Häusel, ein deutscher Diplom-Psychologe und Verfasser von Sachbüchern zu Hirnforschung, Konsumverhalten und Marketing (Wikipedia).

Denken ist anstrengend

In seinem Vortrag «Das Hirn ist eine faule Sau – wie Finanz- und Anlageentscheide im Gehirn wirklich fallen», den er an einer Veranstaltung der Immobilienfirma Die Liegenschafter in Zürich hielt, legte er dar, weshalb dies so sei: «70 bis 80 Prozent aller Entscheide geschehen unbewusst. Ihnen liegt ein emotionaler Bewertungsprozess zu Grunde, dessen Ergebnis erst anschliessend ins Bewusstsein hochsteigt.» Was uns aber nicht klar sei. Sondern als Resultat des Verstands und/oder freien Willens missverstanden werde.

Die Gründe: Denken ist anstrengend. Das Hirn, das zwei Prozent des Körpergewichts entspricht, benötigt 20 Prozent des Gesamtenergiebedarfs, wenn es in Betrieb ist. Und die Herausforderungen der Welt sind oft zu vielfältig, um sie analysieren zu können.

Häusels Beispiel: Wenn der Mensch einem Wildtier begegnet, kann er nicht jede Möglichkeit durchdenken wie ein Schachspieler, sondern braucht Blut in den Beinen statt im Kopf. Um zu fliehen.

Indexfonds brauchen nicht viel Hirnaktivität.

Falls Leser denken, dieses Beispiel sei veraltet: Ist es nicht – die letzte Entwicklung des Menschenhirns fand vor 30’000 Jahren statt. Unsere genetische Beschaffenheit passt sich viel weniger schnell an, als etwa Technologien ändern oder die kulturelle und soziale Realität, in der wir leben.

Zurück zum Anlegen. Entscheide, die wir dabei fällen, fussen ebenfalls auf den Grundsystemen des Hirns, sagt Häusel: Dominanz, Stimulanz, Balance. Das heisst, ein Anleger will gewinnen. Einer will was erleben und einer will seine Ruhe. (Obwohl der möglicherweise nicht an der Börse ist.)

Ich denke – falls ich tatsächlich denke und das nicht auch das Ergebnis meines Unterbewusstseins ist –, dass er wohl Recht hat. Weshalb ich mir in der Regel nicht zutraue zu erkennen, was andere Anleger tun könnten. Das müsste ich aber, um sie zu schlagen.

Stattdessen kaufe ich Indexfonds statt Einzelaktien. Das ist ein einigermassen fundierter, unemotionaler Entscheid, hoffe ich. Und erst noch einer, für den es nicht viel Hirnaktivität braucht.

Mark van Huisseling ist selbstständiger Journalist, Autor und Anleger. Hier beschreibt er, wie er investiert – das ist so viel (oder so wenig) wert wie andere Meinungen. Immerhin ist er mit eigenem Geld im Spiel.
Mark van Huisseling ist selbstständiger Journalist, Autor und Anleger. Hier beschreibt er, wie er investiert – das ist so viel (oder so wenig) wert wie andere Meinungen. Immerhin ist er mit eigenem Geld im Spiel. (Stevan Bukvic)

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