Outside Paradeplatz

Viel Druckerschwärze für wenig Geld

Banken verlangen Negativzinsen auch von Privatkunden – das ist Stoff für Schlagzeilen. Weshalb eigentlich?

Von Mark van Huisseling

Wird zurzeit über eine andere Story aus der Wirtschaft mehr geschrieben als über Negativzinsen, die die Schweizer Nationalbank und immer mehr Geschäftsbanken auf Einlagen von Kunden erheben?

Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, neige aber zu Zweifeln. Spätestens seit der «Blick» den Entscheid der Zürcher Kantonalbank ZKB auf Seite 1 brachte: «Jetzt trifft es die Kleinsparer».

Das muss eine Riesensache sein. Von der Wichtigkeit her irgendwo zwischen dem Handelskrieg des amerikanischen Präsidenten gegen den Rest der Wirtschaftswelt und der Versorgung der Weltwirtschaft mit viel Liquidität der amerikanischen Notenbank plus der Europäischen Zentralbank EZB im vergangenen Jahrzehnt.

Was sind schon 0,78 Prozent Zins?

Ist es tatsächlich so bedeutsam, wenn Amerika Zölle auf eingeführten Waren in Höhe dreistelliger Dollar-Milliardenbeträge erhebt oder die EZB monatlich für 20 Milliarden Euro Staatsanleihen kauft, wie wenn zum Beispiel die Zürcher Kantonalbank ZKB von bisher 2500 Privatkunden, die jeweils über 100’000 Franken auf ihren Konti haben, 0,75 Prozent Zins verlangt?

Die Frage ist eine rhetorische. Die Antwort: Ich kann es ebenfalls nicht mit Sicherheit sagen, neige aber erneut zu Zweifeln.

Nehmen wir einen sogenannten Kleinsparer, der der ZKB 150’000 Franken überlassen hat. Und gehen wir davon aus, dass es einer ist, den die ZKB-Entscheidträger nicht besonders gut leiden können – Negativzinsen werden nämlich nur in Abhängigkeit von der bestehenden Kundenbeziehung festgelegt, sagte ein ZKB-Sprecher der Nachrichtenagentur AWP.

Der Kunde zahlt die Negativzinsen ohne grosse Not, freiwillig fast.

Dieser Sparer müsste jährlich 1125 Franken dafür zahlen, dass die ZKB sein Geld sicher aufbewahrt. Das ist ein überschaubarer Preis für jemanden, der eine Summe, die deutlich höher als das Bruttojahreseinkommen eines durchschnittlichen Schweizer Haushalts ist, einfach so rumliegen lässt.

Immerhin zahlt der Kunde die Negativzinsen ohne grosse Not, freiwillig fast, so sieht es aus. Schliesslich ist es ihm unbenommen, ein zweites Konto zu eröffnen, bei der ZKB oder sonst wo. Dann bezahlte er bloss Kontoführungsgebühren.

Negativzinsen für Privatkunden sind eine feine Sache, um darüber zu berichten.

Und, nebenbei erwähnt, falls jemand alternativ 150’000 Franken in Aktien oder Obligationen angelegt hat, kostet das Depotgebühren. Nachdem schon der Kauf der Wertschriften seinen Preis hatte. Und auch der Verkauf wieder etwas kosten wird (ausser es handle sich bei der Anlage um Obligationen, die zurückbezahlt werden, was spesenfrei erfolgt).

Mit anderen Worten: Negativzinsen für Privatkunden sind eine feine Sache, um darüber zu berichten. Und mehr oder weniger leises Befremden darüber auszudrücken.

Wie auch Ihr Kolumnist – der keine Gelegenheit verpasst zu berichten, wenn Banken zulangen – hiermit beweist. Die tatsächlichen Kosten von Negativzinsen sind aber verhältnismässig klein. Und stehen in keinem Verhältnis zum Umfang der Berichterstattung.

Mark van Huisseling ist selbstständiger Journalist, Autor und Anleger. Hier beschreibt er, wie er investiert – das ist so viel (oder so wenig) wert wie andere Meinungen. Immerhin ist er mit eigenem Geld im Spiel.
Mark van Huisseling ist selbstständiger Journalist, Autor und Anleger. Hier beschreibt er, wie er investiert – das ist so viel (oder so wenig) wert wie andere Meinungen. Immerhin ist er mit eigenem Geld im Spiel. (Stevan Bukvic)

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Dieser Beitrag wurde durch Commercial Publishing von Tamedia für unseren Kunden Genève Invest erstellt.

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