Outside Paradeplatz

Würstchen im Lift

Wer bei einer Publikumsöffnung mit von der Partie ist, kann reich werden. Theoretisch zumindest.

Von Mark van Huisseling

Angestellter Nummer 5 oder 6 oder so von Facebook oder Amazon sollte man sein. Dann wäre man reich. Es hätte auch gereicht, wenn man vor 30 Jahren ein paar Zehntausend Franken in Aktien von Microsoft oder Apple investiert hätte – der Wert dieser Anlage wäre in den zweistelligen Millionenbereich gestiegen.

Früh in ein Unternehmen zu investieren, lohnt sich. Und der früheste Zeitpunkt, an dem ein Aussenstehender normalerweise in eine Firma einsteigen kann, ist, wenn diese an die Börse geht. I.P.O., Initial Public Offering, heisst das auf englisch.

Tönt einleuchtend und einfach, denkt man als unerfahrener Anleger. Lassen Sie mich deshalb gratis ein paar Erfahrungen teilen, die mich Geld gekostet haben.

Jeder und seine Grossmutter wollte mit in den Lift nach oben.

Im August 2013, als Glencore an die Börse ging, war ich bereit, in die Rohstofffirma aus Zug, deren Geschäftsmodell ich zu verstehen glaubte plus von deren Schlüsselmitarbeitern einige mir bekannt waren, zu investieren. Mein Bankberater nahm es dankend zur Kenntnis – und versagte anschliessend. Meinte ich.

Was passiert war: Die Platzierung war überzeichnet, die Zuteilung der Aktien erfolgte verknappt. Ich bekam welche für, falls ich mich richtig erinnere, 500 britische Pfund Sterling, damals irgend etwas um 800 Franken. Wieder nichts mit reich werden.

Ist doch klar. Ich war nicht der Einzige, der meinte, die Aktie steige ab dem ersten Handelstag. Jeder und seine Grossmutter wollte mit in den Fahrstuhl nach oben. Was, wie immer, zur Folge hatte, dass grosse Kunden bedient werden. Und die Zuteilung der Kleinen fällt klein aus, 500 Pfund Sterling etwa.

Das Würstchen bekommt die Aktien, die die Grossen nicht wollen.

Mein bisher letztes I.P.O. fand vorletztes Jahr statt. Polyphor hiess die Firma, ein Biotech-Spin-Off-Unternehmen von Roche, ohne Produkte, aber mit viel Potential angeblich. Doch der Hauptgrund, dass ich Aktien zeichnete, war: Ein reicher Freund tats ebenfalls.

Am ersten Handelstag rief mein Bankberater an und sagte: «Gute Nachrichten, Ihr Auftrag konnte ausgeführt werden.» Da wusste ich – ich hatte ein Problem. Respektive viele Probleme. So viele nämlich, wie ich POLN-Aktien hatte.

Ist doch klar: Wenn ein Würstchen bedient wird, ist das I.P.O. ein Flop. Das Würstchen bekommt nämlich die Aktien, die die Grossen nicht mehr wollen. Weil der Kurs nicht steigt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Also muss die Bank genügend Doofe finden, die sie kaufen. Damit die Rechnung aufgeht für die Bank – sie verdient einen Haufen Beratungsgebühren bei I.P.Os. – und, einigermassen wenigstens, für die Grossen.

Trotz allem sage ich nicht, ich mache nie mehr mit bei einem I.P.O. Wenigstens habe ich gelernt, wies geht: In Zukunft setze ich eine Verkaufslimite, damit ich rauskomme, wenn der Kurs rutscht. Was er ziemlich sicher tun wird, falls Kleine ihre Aktien bekommen.

Zehn Prozent meines Einsatzes lass ich mir den Spass, pardon: die Hoffnung kosten. Weshalb? Weil es ja sein könnte, dass … Ach was. Weil die Hoffnung zuletzt stirbt, auch beim Anlegen. Leider.

Mark van Huisseling ist selbstständiger Journalist, Autor und Anleger. Hier beschreibt er, wie er investiert – das ist so viel (oder so wenig) wert wie andere Meinungen. Immerhin ist er mit eigenem Geld im Spiel.
Mark van Huisseling ist selbstständiger Journalist, Autor und Anleger. Hier beschreibt er, wie er investiert – das ist so viel (oder so wenig) wert wie andere Meinungen. Immerhin ist er mit eigenem Geld im Spiel. (Stevan Bukvic)

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Dieser Beitrag wurde durch Commercial Publishing von Tamedia für unseren Kunden Genève Invest erstellt

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