Outside Paradeplatz

Haben Sie es verpasst?

Mitte Dezember 2019 fand das grösste IPO der wertvollsten Firma statt, von dem Sie nichts wussten. Glück gehabt.

Von Mark van Huisseling

Wenn der grösste Börsengang aller Zeiten dazu führt, dass eine Firma zur wertvollsten der Wirtschaftsgeschichte wird, dann hat man es mit einer interessanten Geschichte zu tun, nicht wahr?

Genau das ist vergangene Woche passiert. Und – haben Sie es mitbekommen? Ich hoffe nicht. Obwohl, interessant war die Story. Aber vor allem für Zuschauer.

Doppelt so teuer wie Apple

Es geht um die Firma Saudi Aramco, die grösste Erdöl-Fördergesellschaft der Welt mit Sitz in Dhahran, Saudi-Arabien. Das Unternehmen ist – Stand Mitte Dezember 2019 – mit umgerechnet knapp 2 Billionen Dollars bewertet. Das sind 2000 Milliarden und also fast doppelt soviel wie die zweitteuerste Firma des Planeten, Apple.

Das Initial Public Offering IPO, der Börsengang, brachte knapp 26 Milliarden in die Aramco-Kassen respektive den Staatsfonds von Saudi-Arabien, denn Aramco gehört dem Königshaus.

Investoren glaubten, sie bekämen Einblick in die Bücher der Firma, der sie Geld geben sollten.

Ein Erfolg für Kronprinz Mohammed Bin Salman-al Saud, genannt MBS, 34 Jahre alt und Verteidigungs- sowie Stellvertretender Premierminister des Landes.

Es war seine Idee das Staatsunternehmen zu teilprivatisieren. Um mit dem Erlös andere, grandiose Vorhaben zu entwickeln. Unternehmen zu gründen etwa, die dazu beitragen sollen, dass das Königreich in Zukunft weniger abhängig von Öleinnahmen und Staatsausgaben werde.

Dafür wurden zwei Prozent des Aramco-Kapitals an Investoren verkauft. Richtig gelesen: zwei, 02, Prozent. Die anderen 98 sind immer noch in der Hand des jungen Mannes, der massgeblich Schuld an der Ermordung von Jamal Khashoggi, einem Kolumnisten der «Washington Post», haben soll.

Riad statt New York

Ursprünglich sollte die Unternehmensöffnung grösser ausfallen. Und mehr Einnahmen bringen, 100 Milliarden nämlich. Doch es kam anders.

Was dann wohl dazu führte, dass das IPO an der Börse von Riad stattfand und nicht in New York oder London wie geplant.

Was wohl damit zusammenhängt, dass ausländische Investoren die Vorstellung hatten, sie würden Einblick in die Bücher der Firma bekommen, der sie Geld geben sollen. Was aber nicht im Sinn von MBS und seinen Kollegen war.

Man darf froh, dass man bei diesem IPO nicht mitmachen konnte.

Also kam Plan B zum Zug: Ein paar lokale Helden und, vermutlich, beste Freunde, die man für Geld kaufen kann, kauften die Aktien. Vielleicht war das kein schlechter Move für lokale Anleger – diese haben teilweise nicht die Freiheit, irgendwelche Wertschriften irgendwo zu kaufen.

Plus hat MBS ihnen über 4 Prozent Dividendenrendite versprochen, während der ersten fünf Jahre. Drittens, Aramco ist profitabel, sehr profitabel, im vergangenen Geschäftsjahr verdiente die Firma 111 Milliarden. Und, nebenbei erwähnt, am ersten Handelstag stieg der Kurs zehn Prozent.

Macht das die Anlage zukunftsfähig, bleiben die Förderung und der Verkauf von Öl das Killergeschäft, das es die längste Zeit war?

Man darf zu Zweifeln neigen. Und darum froh sein, dass man von diesem IPO nicht rechtzeitig gehört und darum nicht mitgemacht hat. Falls man denn einen Kaufauftrag in Riad hätte platzieren können.

Mark van Huisseling ist selbstständiger Journalist, Autor und Anleger. Hier beschreibt er, wie er investiert – das ist so viel (oder so wenig) wert wie andere Meinungen. Immerhin ist er mit eigenem Geld im Spiel.
Mark van Huisseling ist selbstständiger Journalist, Autor und Anleger. Hier beschreibt er, wie er investiert – das ist so viel (oder so wenig) wert wie andere Meinungen. Immerhin ist er mit eigenem Geld im Spiel. (Stevan Bukvic)

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