Helge Müller ist Mitgründer und -inhaber sowie Portfolio Manager von Genève Invest, einem unabhängigen Vermögensverwalter in Genf.
Helge Müller ist Mitgründer und -inhaber sowie Portfolio Manager von Genève Invest, einem unabhängigen Vermögensverwalter in Genf. (Stevan Bukvic)
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«Wir sehen unterbewertete Aktien, die 15 Prozent Rendite bieten»

Helge Müller von Genève Invest bleibt zuversichtlich für Aktienanlagen. Er erklärt weshalb – und auf welche Beteiligungspapiere Investoren setzen sollten.

Kürzlich erlebten wir eine Hitzewelle in der Schweiz und auch die Börsen laufen weltweit heiss. Helge Müller, was raten Sie Anlegern?
Wir beobachten zur Zeit eine faszinierende Börsenlage. Ich zitiere den verstorbenen Spekulanten und Bücherschreiber André Kostolany: «Wenn mich meine Putzfrau nach Aktientipps fragt, verkaufe ich alle Positionen.» Weil die Hausse einen gefährlichen Stand erreicht hat, die Märkte also überkauft sind.

Ist das so?
Wenn man es etwas genauer anschaut, sieht man, dass die meisten Aktienanlagen in den vergangenen Jahren tatsächlich wenig einträglich waren. Der breite Euro Stoxx 50-Index beispielsweise, in dem die 50 höchstkapitalisierten Unternehmen Europas zusammengefasst sind, hat seit 2007 zirka 25 Prozent seines Werts verloren. Etwas besser steht der Swiss Market Index da, in dem die Aktien zahlreicher defensiv aufgestellter Firmen enthalten sind.

Wo steigen denn die Kurse?
Fast ausschliesslich in einer Branche: Technologie. Die 100 grossen Unternehmen, die den Nasdaq 100-Index bilden, haben stark an Wert gewonnen, dieser Markt hat in den vergangenen zehn Jahren ziemlich konstant 20 Prozent zugelegt, im Jahr. Was einer kumulierten Gesamtperformance (inklusive Wiederanlage) von 540 Prozent entspricht.

«In Europa gibt es keine entwickelte Aktienkultur.»

Eine klassische Top-/Flop-Geschichte also.
In der Tat. Und eine, die dazu geführt hat, dass Privatanleger mittlerweile dazu neigen, die Renditen ihrer Portfolios vermehrt am Nasdaq 100-Index mit seiner doch, sagen wir, sehr aussergewöhnlichen Entwicklung zu messen. Bis heute [das Gespräch fand am 7. Aug. statt] hat der Nasdaq bereits wieder 27 Prozent Performance erzielt im laufenden Jahr. Was dazu führen kann, dass Kunden mit einem Mischportfolio, das im Schnitt beachtliche zehn Prozent im Jahr, oder 120 Prozent Wertzuwachs seit 2012, erzielt hat, zum Schluss kommen, sie hätten deutlich unterperformt.

Wie riskant ist es, sein ganzes Geld, oder einen grossen Teil davon, in Technologiewerte zu investieren?
Das ist ein Thema, das uns stark beschäftigt. Das Börsengedächtnis vieler Anleger ist kurz. Gerade in Europa, besonders in Deutschland, gibt es keine entwickelte Aktienkultur. Zahlreiche Erstinvestoren haben bei den Privatisierungen der Deutschen Telekom und Post, mit sogenannten Volksaktien also, schlechte Erfahrungen gemacht, weil sich diese Papiere in die falsche Richtung entwickelt und sie in der Folge Geld verloren haben. Oder mit Anlagen in den Neuen Markt, an dem deutsche Technologieaktien gehandelt wurden, und der zu Ende des 20. Jahrhunderts, als die Technologieblase platzte, um 99 Prozent abstürzte.

Wie lässt sich solchen Verlusten vorbeugen?
Um Kunden solche schlechten Erfahrungen zu ersparen, untersuchen wir, wie sich die Unternehmensgewinne in den kommenden zehn Jahren entwickeln könnten. Dazu schauen wir unter anderem das Gewinnwachstum in der Vergangenheit – vor einem Jahr, vor drei, fünf, zehn Jahren – an. So schätzen wir ein zukünftiges Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV zu verschiedenen Zeitpunkten. Und analysieren, ob uns dieses KGV realistisch erscheint für das jeweilige Unternehmen.

Ein Beispiel, bitte.
Der amerikanische Versandhändler und Cloudcomputing-Anbieter Amazon, ohne Frage ein Gewinner der Pandemiekrise sowie voraussichtlich der kommenden Jahre wegen des veränderten Einkaufsverhaltens vieler Konsumenten. Ausserdem war Amazon bereits zuvor ein besonders starkes Unternehmen. Wir bekommen dennoch bestimmte Bedenken, wenn wir die mögliche Zukunft von Amazon in Zahlen betrachten. Ganz abgesehen davon, dass sich die Aktie eines erfolgreichen Unternehmens nicht zwingend gleich entwickelt wie die Geschäftszahlen…

Weshalb ist das so?

Weil die Börse grundsätzlich Entwicklungen vorwegnimmt. Das war etwa bei Walmart so oder bei Microsoft, zwei hervorragende Unternehmen. Doch die Aktien stiegen zu schnell zu stark. Anschliessend passierte jahrelang verhältnismässig wenig mit dem Kurs, obwohl die Firmen viel Geld verdienten.

Zurück zu Amazon…
Die Kapitalrendite konnte in den vergangenen Jahren massiv gesteigert werden, auf knapp 30 Prozent. Kommt dazu, dass Amazon, wie andere Technologie-Werte, eher ambitioniert bewertet ist. Wir haben darum das KGV auch in zehn Jahren weiterhin mit einem Wert von 60 angesetzt. Und falls der Umsatz von heute 300 Milliarden auf rund 3,75 Billionen steigen würde – und das wollen wir erst einmal sehen –, würde die Aktie rechnerisch um «bloss» zehn Prozent pro Jahr zulegen.

«Generell halten wir eine Preiskorrektur bei Technologiewerten für möglich.»

Was heisst das für Anleger, die weiter Aktien mit hohem Kurswachstumschancen finden wollen?
Einer der Gründe, weshalb Amazon so erfolgreich und die Aktie so teuer ist, ist der sogenannte «Moat» des Unternehmens. Dieser Burggraben sorgt dafür, dass das Geschäftsmodell erst nach dem Überwinden hoher Hürden kopiert werden kann. Es gibt natürlich andere Firmen, die einen starken «Moat» haben. Zum Beispiel das Schweizer Unternehmen Zur Rose Group, dabei handelt es sich um die in Deutschland und der Schweiz führende Online-Apotheke. Während die Amazonaktien mit dem 2,5-fachen des Umsatzes bewertet sind, liegt diese Kennzahl bei Zur Rose niedriger, bei 1,7 nämlich.

In welcher Grössenordnung liegen die Kurschancen bei dieser und vergleichbaren Aktien?
Als Auswahlkriterium erwarten wir von den Aktien der Unternehmen, für die wir uns entscheiden, eine Rendite über zehn Jahre von 15 Prozent pro Jahr. Selbstverständlich erzielen nicht alle eine solche Rendite, doch hoffen wir, mit diesem Auswahlkriterium eine Outperformance zu erzielen. Bei bestimmten Qualitätsunternehmen sind wir auch mit zwölf Prozent zufrieden, aber Ergebnisse im einstelligen Prozentbereich machen uns keine Freude. Es gilt, kein Momentum zu verpassen, andererseits aber vorsichtig zu sein, wenn die Bodenhaftung verloren gegangen sein könnte.

Viele Anleger neigen derzeit zu Zweifeln, ob die Erholung nachhaltig ist. Was passiert an den Märkten beispielsweise, falls – oder wenn – die zweite Coronawelle kommt?
Generell halten wir, wie gesagt, eine Preiskorrektur bei Technologiewerten für möglich. Einen erneuten grossen Absturz der Börsen durch die Bank erwarten wir aber nicht. So haben wir etwa keine sehr grosse Angst vor den Folgen einer zweiten Coronawelle an den Finanzmärkten. Und zwar fussend auf den Erfahrungen, die wir in Vergangenheit verschiedentlich gemacht haben. Etwa nach den Anschlägen vom 11. September 2001, als im folgenden Sommer Attentate in London verübt wurden – da haben sich die Märkte nach anfänglichen Kursstürzen, rasch erholt und somit kaum darauf reagiert. Weil Anleger bereits damit rechneten, dass es zu weiteren Terrorakten kommen würde. So haben sich Investoren jetzt auch darauf eingestellt, dass es möglicherweise zu einem erneuten Aufflackern der Pandemie kommen wird. Das wäre keine Überraschung.

Interview: Mark van Huisseling

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Dieser Beitrag wurde durch Commercial Publishing von Tamedia für unseren Kunden Genève Invest erstellt. Commercial Publishing ist die Unit für Content Marketing, die im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia kommerzielle Inhalte produziert.

Genève Invest hat sich in der Aktienselektion auf das «Value-Investing» spezialisiert. Dieses Anlagekonzept geht auf Investmentlegende Benjamin Graham zurück. Die Grundidee ist einfach: Unternehmen haben einen inneren Wert, den man anhand einer Reihe von Unternehmensdaten relativ genau bestimmen kann.

Der Börsenwert des Unternehmens kann jedoch durch Überreaktionen, die sich zyklisch wiederholen, erheblich vom inneren Wert abweichen. Langfristig gleichen sich Börsenwert und innerer Wert jedoch immer wieder an.

Dies machen wir uns als klassische Value-Investoren zunutze und investieren gezielt in unterbewertete Aktien mit Aufholpotenzial. Zusätzlich zu ihrer günstigen Bewertung verfügen die Unternehmen, die uns besonders interessieren, über weitere Eigenschaften, die den Aktienkurs zwar nicht resistent gegen Rückschläge machen, zumindest aber eine Absicherung bieten.